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Der untenstehende Text ist aus einer Schrift von Michael N. entnommen. Anhand von vier Gedichten, die eine unterschiedliche Erfüllung von Sehnsucht ausdrücken, führt er zu den tiefen Wurzeln der Sehnsucht. Dabei lässt er eine für uns seltene Verbindung von Herz und Verstand aus seinen Ausführungen sprechen. Sie ermöglicht es uns, dass wir selber aus dieser Verbindung von Gefühl und Verstand tiefliegende Zusammenhänge erkennen können.

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DIE SEHNSUCHT


Es gibt eine Sehnsucht nach Irgendwo. Es gibt ein heißes Sehnen, ein tiefes Verlangen, daß sich in der tiefsten Tiefe der menschlichen Brust befindet: im Herzen. Dort äußert es sich dann und wann.

Diese Sehnsucht ist jenseits von Worten, ist jenseits von Taten. Sie ist das höchste Gefühl einer empfindenden Seele. Selbst in Momenten tiefster Verzweiflung kann es geschehen, daß eine innere Ruhe eintritt. Für den klar umrissenen Moment gibt es dann ein ungeheures Gefühl der Stärke, des Trostes. Es ist, als ob die Sehnsucht für einen Moment gestillt würde, auf den Körper, auf den ganzen Geist übergreift und inmitten des Chaos eine Oase der Ruhe, der Zufriedenheit einkehrt. Der Frieden kehrt ein und vertreibt die Sorgen, vertreibt die Unrast.

SehnsuchtSehr oft geschieht es auch in normalen Situationen. Es genügt ein Sonnenuntergang, ein Blick von des Berges Höhe, ein Spaziergang in der freien Natur, die rauschende Stille des abendlichen Meeres. Diese Episoden werden mit einem Mal aus dem gleichförmigen Kontext des Alltags herausgehoben und gefühlsmäßig enorm aufgeladen. Es findet eine Transformierung statt, bei der dann dieses innere Gefühl auf die äußere Situation zurückkehrt und einwirkt.

Es findet also eine innere Berührung statt. Diese Berührung kann wie ein Schock wirken und die betreffende Person wachrütteln. Meist jedoch wirkt diese innere Berührung seelentröstend und bettet das Bewußtsein desjenigen Menschen ein in ein übergeordnetes Ganzes. Das Bewußtsein fühlt sich dann endlich geborgen, fühlt sich sicher und befindet sich in einem harmonischen Grundgefühl und weiß dann, daß es ein Teil eines übergeordneten Ganzen ist.

Leider dauern diese Momente immer nur sehr kurz an. Die Welt fordert ihren Tribut und dringt mit aller Urgewalt in das Bewußtsein desjenigen ein. Und doch bleiben diese berührenden Gefühle, die das Äußere mit dem Inneren verbinden, als Oasen der Zufriedenheit zurück. Niemand kann sie einem nehmen. In diesen Momenten weiß man, daß die Sehnsucht real ist und ein Ziel hat. Man kann es jedoch noch nicht artikulieren. In den weiteren Lebensepochen sollte man dieses Gefühl nicht aus den Augen verlieren. Die Gefahr besteht, daß es im allgemeinen Welttrubel untergeht.

Aber zum Glück gibt es verschiedene Methoden, um dieses harmonische Grundgefühl zu kultivieren. Es gibt gewisse Gedichte, Gemälde, Bücher, Musik, Theater. All das sind Elemente der Kultivierung dieses Gefühls der inneren Berührtheit. Sie können zu einer Verdichtung dieses Gefühls beitragen, können jedoch auch das Gegenteil bewirken.

Ein Beispiel solch einer Verdichtung ist z.B. das Gedicht von Josef von Eichendorff ”Mondnacht".

Bei seinem Gedicht “Mondnacht” wird von einem naturhaften Moment zwischen dem Himmel, dem Mond, dem Wald ausgegangen.

Es wird eine zauberhafte Stimmung eingefangen, die mehr offenbart, als sie offenbar vordergründig besitzt. Diese äußere Stimmung fängt die innere ein und schafft eine Berührung, schafft eine Verbindung zwischen beiden. Es verbindet sich die Seele des Menschen mit der Seele der Natur. Es verbinden sich Himmel und Erde aufgrund dieser zauberhaften Mondnacht. Dies kommt im dritten Vers ganz klar zum Ausdruck.

 


Mondnacht

Es war als hätt der Himmel

Die Erde still geküßt

Daß sie im Blütenschimmer

von ihm nur träumen müßt

 

Die Luft ging durch die Felder

Die Ähren wogten sacht,

Es rauschten leis die Wälder

So sternklar war die Nacht.

 

Und meine Seele spannte

Weit ihre Flügel aus

Flog durch die stillen Lande,

Als flöge sie nach Haus.

 

Joseph von Eichendorff


Der normale irdische Aspekt der Mondnacht wird plötzlich von einer höheren Stufe aus betrachtet, die dem sinnlichen Auge sonst nicht zugänglich ist. Es wird seelisch-geistig gefühlt. Die Seele fühlt in diesem Moment ihre Verbindung mit der Heimat, der geistigen Heimat und spannt ganz weit ihre Flügel aus, um sich darauf vorzubereiten. Sie spürt, daß sie ebenfalls vom Himmel, sprich Geist so befruchtet werden kann, wie die Erde vom Himmel.

In diesem Sinne der Vorbereitung sind solche Gedichte etc. auch zu verstehen. Sie sollen die Vorbereitung der Seele sein, sich auf ihr Zuhause zu besinnen, es freudig aufzusuchen.
Die Verbindung Geist - Seele wird dabei bekräftigt, wird gestärkt. Die Beziehung Geist - Seele ist dieselbe wie die Beziehung Vater - Sohn. Der Vater als Geist, als Zuhause, zieht den Sohn, zieht die Seele zu sich hin. Die Seele wird vom Vater gestärkt.

Im Gleichnis vom verlorenen Sohn hat sich der Mensch von seiner Heimat, hat sich also von Gott getrennt. Jeder von uns ist damit der verlorene Sohn! Jedoch gibt es weitaus mehr Gedichte, Musikstück etc. bei denen eine Schwächung der Seele stattfindet. Das Grundgefühl der Disharmonie wird noch weiter vertieft. Verzweiflung bleibt dann zurück. Die Seele fühlt sich quasi verloren, fühlt sich alleine gelassen. Sie ist von dem Gefühl der Geborgenheit sehr weit entfernt und wähnt sich davon völlig isoliert. Sie kann jedoch auch kurz davor stehen, ihre Sehnsucht bleibt dann noch unerfüllt. So, wie dies u.a. Friedrich Schiller in seinem Gedicht "Sehnsucht" ausdrückte.


Sehnsucht


Ach, aus dieses Tales Gründen,

die der kalte Nebel drückt,

könnt ich doch den Ausgang finden,

Ach wie fühlt ich mich beglückt!

Dort erblick ich schöne Hügel,

Ewig jung und ewig grün!

Hätt ich Schwingen, hätt ich Flügel,

Nach den Hügeln zög ich hin.


Harmonien höre ich klingen,

Töne süßer Himmelsruh,

Und die leichten Winde bringen

Mir der Düfte Balsam zu.

Goldne Früchte seh ich glühen,

Winkend zwischen dunkelm Laub,

Und die Blumen, die dort blühen,

Werden keines Winters Raub.


Ach wie schön muß sich´s ergehen

Dort im ewigen Sonnenschein,

Und die Luft in jenen Höhen,

O wie labend muß sie sein!

Doch mir wehrt des Stromes Toben,

Der ergrimmt dazwischen braust,

Seine Wellen sind gehoben,

Daß die Seele mir ergraust.


Einen Nachen seh ich schwanken,

Aber ach! Der Fährmann fehlt.

Frisch hinein und ohne Wanken!

Seine Segel sind beseelt.

Du mußt glauben, du mußt wagen,

Denn die Götter leihn kein Pfand,

Nur ein Wunder kann dich tragen

In das schöne Wunderland.

 


Hier ist Schiller in einer Gemütslage, bei welcher er nicht so kann wie er will. Er findet die Verbindung Geist - Seele nicht. Er ahnt von ihr, aber er bleibt ihr fern. Seine Sehnsucht bleibt ungestillt. Er hat einfach kein Mittel um dorthin zu gelangen, obwohl er das Himmlische präzisieren kann. Deshalb trifft ihn die Sehnsucht zum Himmel sehr viel härter. Er steht gewissermaßen vor den Pforten des Paradieses und erheischt nur einzelne Augenblicke. Er vermag es nicht, dem tobenden Strom Einhalt zu gebieten. Er ist nicht in der Lage, seine Seele zu beruhigen, er hat nicht mehr die Kraft dazu.

Im dritten Vers wird auch deutlich, weshalb es ihm an Kraft fehlt. Er kennt den Fährmann nicht und hat deshalb kein Vertrauen zu ihm. Schiller gleitet dann in die Position des Zuschauers über und hat die Hoffnung aufgegeben. Er verbannt sie in das Reich der Wunder, weiß jedoch nicht, von welchem seiner Götter er sich dieses Wunder erhoffen soll.

Im Gegensatz zu seinen anderen Gedichten, z.B. “Das Glück” benennt er die Götter diesmal nicht konkret, weil er nicht weiß, welcher von den vielen griechischen Götter für seine Sehnsuchtserfüllung zuständig ist.

Wenn man Schillers als auch Goethes Verbindungen zu gewissen Freimaurerkreisen kennt, dann weiß man schon, warum Schiller sehnsuchtsvoll in die Ferne starrt.

Bei Eichendorff hingegen ist in seiner “Mondnacht” die Verbindung Seele mit Gott klarer ausgedrückt. Eichendorff weiß konkreter um die Verbindung der Seele mit Gott und verliert sich nicht in überholten Sagen des klassischen Altertums. Eichendorff war auch anders als Schiller und Goethe nicht in freimaurerische Bestrebungen involviert.

Hören wir zum Schluß den extremsten Fall der unausgefüllten Sehnsucht, die schon verborgen und völlig zugeschüttet ist. Hier gibt es keine wie immer geartete Verbindung zwischen Geist und Seele. Hier gibt es nur das blanke Entsetzen vor dem Zerfall. Von der Unsterblichkeit der Seele ist hier nichts zu spüren, weshalb der Schock, den dieses Gedicht auslöst, auch am Größten ist.


Bin ich es?


Bin ich es, der nachts

durch mein Zimmer wandert,

oder der Bettler,

der durch meinen Garten schlich

in der Abenddämmerung?


Ich sehe mich um und finde,

daß alles noch gleich ist,

und ist doch nicht gleich...

War das Fenster offen?

War ich nicht eben eingeschlafen?


War der Garten nicht blaß-grün?...

Der Himmel war klar und blau.

Und da sind Wolken

und es ist windig und der Garten

ist dunkel und traurig.

Ich glaube, mein Haar war schwarz

Ich war gekleidet in Grau ...

Und mein Haar ist grau

und ich bin gekleidet in Schwarz ...

Ist dies mein Gang?


Hat diese Stimme,

die nun in mir hallt,

noch den Rhythmus der Stimme,

die ich einmal hatte?

Und bin ich ich selbst,

oder bin ich der Bettler

der durch meinen Garten schlich

in der Abenddämmerung?


Ich sehe mich um ...

Da sind Wolken, und es ist windig

Der Garten ist dunkel und traurig

Ich komme und gehe ...

Ist es nicht wahr,

daß ich bereits eingeschlafen war?

Mein Haar ist grau ...

Und alles ist gleich

und doch nicht mehr gleich ..


Ramon Jimenez

(span. Dichter, 1881-1958, lebte später in Amerika, erhielt 1956 den Literatur Nobelpreis)


VerzweiflungHier gibt es keinen Trost mehr, weil es hier auch keine Seele und keine Heimat für die Seele gibt. Hier löst sich alles in der Frage nach dem Sinn des Lebens auf. Wozu schuftet man Tag für Tag, wozu verschafft man sich Privilegien gegenüber seinem Gärtner, wenn es am Ende des Lebens doch alles umsonst war? Hier herrscht die Grundstimmung der Verzweiflung, hier herrscht die Unentrinnbarkeit des Schicksals. Der Körper wird vergehen, er wird verfaulen. Was außer ihm bleibt dann noch? Das blanke Entsetzen, die nackte Angst schließt sich daran an.

Dieses letzte Gedicht symbolisiert die heutige Stellung der Menschen zu Gott. Es ist eine intellektuelle Position, bei welcher die Verbindung Mensch - Gott, die ja nur über die Seele als das Trägermedium Gottes geht, vom Intellekt einseitig unterbrochen wurde. Der Intellekt will nichts von der Seele wissen, weil er sonst automatisch Gott anerkennen müßte. Das aber ist der Grund der angesprochenen Verzweiflung. Das ist der völlig verlorene Sohn!


Anhand dieser drei Gedichte sehen wir, wie die innere Berührung mal mehr oder weniger, bzw. gar nicht aufkommt. Sie kann euphorisch mit der Verbundenheit des AllEINEN, des Übergeistes gefühlt werden. Sie kann aber fast schon resignierend geäußert werden, weil man keine erfolgreiche Strategie hat, sich dem erahnten Paradies zu nähern, weil man dem Führer mißtraut.

Zuletzt wird nur die körperliche Seite betont, ein Paradies wird geleugnet, die Seele wird geleugnet, der Schöpfer wird geleugnet. Es bleibt die Unentrinnbarkeit des grausamen Schicksals und die Frage, warum das alles? Die Vehemenz dieses grausamen Schicksals bricht schockartig in das Bewußtsein des Betreffenden ein. Nichts und Niemand kann ihn aufhalten.
Das ist dann der Kontrapunkt der inneren Berührtheit, welcher die Seele aufbaut. Hier dagegen findet eine Schwächung statt, die von unseren Medien noch extrem unterstützt wird.


Die Sehnsucht nach Gott

Doch trotz dieser Unterschiede gibt es etwas gemeinsames. Keiner der drei Dichter spricht Gott gezielt an. Gott als Ziel der Seele kommt hier nur graduell, kommt nur zwischen den Zeilen zum Ausdruck. Eichendorff bezeichnet ihn mit "Heimat der Seele" noch am präzisesten. Bei Schiller bleibt nur die unklare Sehnsucht, die sich an imaginären Göttern verliert, bei Jiminez noch nicht einmal dieses. Die Wucht des Todes erscheint unausweichlich. Das Ende wird hier vehement gespürt. Es gibt keinen Trost. Es gibt keinen Himmel, es gibt einfach keinen Sinn.

Anhand dieser drei Beispiele wollen wir uns im weiteren Verlauf bewegen und den Fragen der Dichter nachspüren. Wir wollen das Grundgefühl der inneren Berührung konkreter fassen, wir wollen sehen, wer oder was dahinter steckt.

Was ist das Ziel der menschlichen Sehnsucht? Wie kann es am effizientesten formuliert, gelebt werden? Gibt es eine Strategie der Sehnsuchtserfüllung, und wenn, kann sie schon auf Erden erfüllt werden?

Gibt es darüber hinaus einen Dichter, der diese Sehnsucht noch klarer, noch plastischer, noch begreiflicher darstellen kann, jemand, der gleichsam als der Vertreter des Schöpfers bzw. als der Schöpfer selbst agiert? Wer anders als der Erfüller der Sehnsucht ist die Erfüllung der Sehnsucht. Wer also füllt uns aus, wer sollte uns ausfüllen? Hören wir dazu einmal ein Gedicht eines ziemlich unbekannten Dichters, der jedoch, anders als die vorher genannten, Gott erkannt hatte.


Der Gnadenstrom

Es geht ein Strom durch alle Welt,

fließt klar durch alle Herzen.

Und wer sich in die Strömung stellt,

dem schwinden Not und Schmerzen.


Und wer in diesem Lebensstrom

sich kühlet seine Wunden,

der darf voll Licht und Freude bald

auf ewiglich gesunden.


Komm, Seele, und erhelle dich!

Die Strömung steht dir offen.

Und bald hat dich der Gnadenstrom

tief in das Herz getroffen.


Dann bist du reich, und seliglich

die hellen Wasser strahlen

aus deinem Herzen ewiglich

zu deinen Seelentalen.


Selig ist, wer die Liebe kennt und sein eigen nennt!

Selig ist, wer Mich, die Quelle aller Liebe im Herzen trägt.

(aus "Vom inneren Leben - Worte der ewigen Liebe" von Johannes Fischedick)


Die Sehnsucht als ein starker Zug im Herzen muß befriedigt werden, um die Seele zu stärken. Man kann sie jedoch nie im Kopf spüren. Die Sehnsucht läßt sich nicht "er-denken", d.h. man kann ihr zwar mit Gedanken auf die Spur kommen, sie aber zu leben, sie zu fühlen geht mit dem Verstand aus nicht. Sie bleibt ihm unzugänglich, sie bleibt deshalb auch dem reinen Verstandesmenschen fremd.

Halten wir bei dem Gedicht vom Gnadenstrom einmal kurz inne und versuchen einfach es zu fühlen....... Fühlen wir die Wirkung, .....fühlen wir die Wirkung des Gnadenstromes in uns.......fühlen wir unsere Einsamkeit und unsere Not und fühlen wir dabei wie der Gnadenstrom uns wieder mit unserer Heimat verbindet und die Not lindert........atmen wir tief und ruhig durch und schalten unsere Gedanken einmal kurz ab.......erinnern wir uns dann kurz der anderen Gedichte und vielleicht spüren wir dann wie das Gefühl, welches wir bei Eichendorffs Mondnacht hatten, hier noch intensiviert ist.

Der Gnadenstrom ist hier im Herzen lokalisiert. Die Heimat der Seele, die bei Eichendorf noch im Außenbereich gespürt wird, verlagert sich nun in den inneren Herzensbereich.
Die Begriffe “selig” und “ewig” beziehen sich eindeutig auf das Herz. Fischedick schafft mit dem Gnadenstrom eine Verbindung zwischen Welt und Herz, die sehr viel präziser ist als unser Gefühl der Sehnsucht.

Das Gehirn, als blutleerstes Organ, kann die Wärme der Liebe, die sehnsüchtige Liebe nicht begreifen. Im Herzen, dem Organ das von Blutstrom zu Blutstrom durchpulst wird, befindet sich der Sitz dieser Sehnsucht. Das Herz ist das Organ der Tat, wohingegen das Gehirn mit seinem Verstand das Organ der Ruhe, das Organ des Denkens ist.

Jedoch kann der Verstand keinen Grund zum Handeln finden, vielmehr findet er Gründe dagegen.
Deshalb muß das Herz als Sitz des Gefühlszentrums, des Gnadenstromes, eine Handlungspriorität gegenüber dem Verstand haben. Man muß sich bewußt in diesen Gnadenstrom stellen und muß sich dort auch be(haupten). Diese Handlungspriorität darf auch nicht erfolgen, um Gefühlen nachzugehen, die einen immer weiter von der Sehnsucht und damit immer weiter von unserem Gnadenstrom entfernen.


Es muß schon bei den Gefühlen entschieden werden, ob und inwieweit die Sehnsucht gestillt wird, damit die dann folgenden Taten im Einklang mit unserem Herzen sind. Natürlich denkt niemand bewußt daran, es ist auch nicht nötig. Aber wenn die Sehnsucht auf Gott, auf unseren Schöpfer zielt, dann müssen die Handlungen eben im Sinne Gottes geschehen. Dafür hat Jesus seinerzeit ganz klare Richtlinien gegeben:

"Liebe Gott über alles und den Nächsten wie dich selbst!"
“Was du nicht willst was man dir tu, das füg auch keinen anderen zu!”

Dann entscheidet also der Wille, bzw. die Absicht, um den Gehalt an Sehnsuchtserfüllung. Der Wille entscheidet also um den Liebesinhalt, weil die Sehnsucht auf die Erfüllung der Liebe zielt.

Einwände gegen die Verbindung von Sehnsucht mit Gott?

Es drängt sich an dieser Stelle die Frage auf, warum Taten, die nicht aus der Liebe zum Nächsten geschehen, warum diese Taten die Sehnsucht nicht auch stillen können?

Wieso soll überhaupt die Sehnsucht so wichtig für uns Menschen sein und warum ist die Sehnsucht die sehnsüchtige Suche nach Liebe?

Man kann mit seinem Leben ja wohl auch zurechtkommen, wenn man nicht hinter jedem Baum, hinter jeder Begegnung, hinter jeder Aktion, kurz hinter jedem Gedanken gleich Gott wittert! Man kann wohl auch ganz gut ohne Gott leben, oder?
Anders gefragt: Wieso soll der Gnadenstrom von Gott kommen und warum soll er vor Leid und Schmerzen schützen?
Das sind berechtigte Einwände, die wir hier sogleich klären müssen, damit sie nicht wie ein Damoklesschwert über unseren Ausführungen schweben.

Wir haben ja weiter oben die Sehnsucht mit der Suche nach Geborgenheit erklärt die man z.B. auch im Gnadenstrom findet. Dabei verbanden wir diese Geborgenheit mit unserer Heimat und unsere Heimat mit Gott. Wir stellten fest, daß sie unsere Seele stärkt, daß Heimatgefühle letztlich die Seele stärken. Warum stärkt jedoch die Geborgenheit (Gnadenstrom) unsere Seele?

Weil die Geborgenheit in Gott unsere Heimat ist (unser verlorenes Paradies) und weil nur dort Gottes Liebe zu uns spürbar wird. Deshalb ist die Geborgenheit der Ausfluß Seiner Liebe, deshalb ist sie die Liebe selbst, deshalb ist die Liebe Gottes unsere Heimat und dort, wo wir unsere Liebe finden, dort finden wir unsere Heimat. Haben wir unsere Heimat gefunden, haben wir also unsere Liebe gefunden, dann erst ist unsere Seele gestärkt und kann immer weiter aus der Heimat (Gott) gestärkt werden. Die Liebe Gottes allein stärkt unsere Seele. Als Abglanz werden wir ja schon gestärkt, wenn wir von jemandem geliebt werden und dieses Gefühl erwidern. Liebe gebiert wieder Liebe!
...

Lieber Leser!

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